Am Startplatz rasch den Schirm ausgelegt, Gurtzeug angezogen, ein paar schnelle Schritte und ein weiterer Gleitschirm hebt ab, steigt in der Thermik in die Höhe übers Gaisbergplateau und gesellt sich zu den anderen Schirmen und Drachen dort oben am Himmel.
Ein Zuschauer wird sich vielleicht denken, wie toll es ist, dass die Salzburger dank der Drachen und Gleitschirme seit einigen Jahren gleich hier an ihrem Hausberg der Fliegerei nachgehen können. Was viele Leute jedoch nicht wissen: Der Gaisberg war einst das Zentrum der österreichischen Fliegerei, denn das motorlose Fliegen an unserem Hausberg hat eine mehr als 90jährige Tradition.
Es begann in den 30er Jahren des vergangen Jahrhunderts. Die Siegermächte hatten nach dem ersten Weltkrieg die Motorfliegerei in Deutschland und Österreich verboten, nicht aber die motorlose Fliegerei. So kam es, dass vor allem in der Rhön in Deutschland ab ca. 1920 Flugenthusiasten das Segelfliegen weiterentwickelte und zu nie möglich gehaltenen Leistungen führte (…hätten Sie es für möglich gehalten: Die aktuelle Weltbestleistung im Streckenflug mit einem Segelflugzeug für eine Strecke zum Zielpunkt und zurück liegt bei über 3000 km!).
Angesteckt von der Fliegerei in der Rhön, wurden auch in Österreich die ersten Fliegervereine nach dem Krieg ins Leben gerufen (z. B. der Stei’rische Fliegerverein) und auch erste Segelflugwochen veranstaltet (Stockerau, 1923). Vor diesem Hintergrund erhielt der Fluggedanke auch in Salzburg neue Nahrung und führte 1925 zur Gründung der flugtechnischen Gemeinschaft in Salzburg; ihr folgten noch weitere Verbindungen, unter anderem auch die Aerosektion des Salzburger Automobilclubs mit dem Ziel, am Gaisberg einen Übungsplatz einzurichten.
Die Arbeiten an Salzburgs erstem Schulgleiter begannen im Herbst 1928 nach den Bauplänen des Typs „Zögling“ der Rhön-Rossittengesellschaft – er erhielt den Namen „Hansl“.
Am 1.5.1929 wurden mit einem anderen Schulgleiter erste Gleitversuche an einem Hügel im Vorgelände des Untersberges unternommen; dem folgte ein Übungsgelände in Winding bei Voggenberg und auch am Heuberg sowie am Haunsberg.
Der Gaisberg rückte mit der Fertigstellung der Gaisbergstraße Mitte 1929 ins Interesse der Flieger, erlaubte die neue Straße doch nun einen unkomplizierten Transport der sperrigen und oft über 100 kg schweren Segler.
Aus diesem Grund kündigten auch zwei Rosenheimer Piloten (Paul Konrad und Karl Seifert) ihren Start vom Gaisberg an, nachdem sie bereits von der Hochries und dem Hochgern gestartet waren. Im Gegensatz zum Gaisberg mussten dort die Gleiter sehr mühsam zum Startplatz geschafft werden.
Am Sonntag, den 27.7.1930 fand dann vor vielen Schaulustigen der erste Start am Gaisberg statt. Das Segelflugzeug „Koro4“ (15,5m Spannweite, 125 kg) konnte sich 10 Minuten im Hangbereich halten und landete schließlich nördlich des Kapuzinerberges. Anschließend startete der zweite Segler „Koro3“ erfolgreich und landete nahe dem Maxglaner Flugfeld.
Angespornt von dieser Vorführung, begannen auch die Salzburger vom Gaisbergplateau zu starten. Am 2.11.1930 hob der Salzburger Hans Wolf am Steuer des Gleiters „Gretel“ vom Gaisberg ab. Das Flugzeug (11 m Spannweite, 90 kg, Typ Zögling) war in einer Tischlerei in der Elisabethstraße von 5 Mitgliedern der Aerosektion des Salzburger Touringclubs erbaut worden.
Infos über die Technik des Gummiseilstarts: https://www.schulgleiter.de/sg38-gummiseilstart.html
Größere Segler, z. B. vom Typ „Kassel 20“ mit 14 m Spannweite und vollständiger Sperrholzverkleidung, wurden von der Zistelalm gestartet und erreichten 200 — 400 m Startüberhöhung.
1932 erlaubte die damalige Eigentümerin des Gipfleplateaus (die Gaisbergbahn-Gesellschaft) die Errichtung weiterer Startstellen und ermöglichte damit Starts bei unterschiedlichen Windrichtungen.
Die Startplätze wurden ausgebaut und Pioniere des Bundesheeres führten auf dem Plateau Sprengungen durch, um auch dort Landungen zu ermöglichen.
Hans Wolf flog im August 1932 mehr als 2 Stunden über dem Gaisberggipfel und zu dieser Zeit wurden auch die Aufwindzonen des Berges erkundet (sie gelten im übrigen auch heute noch), es wurden sogar die ersten Streckenflüge ins Salzkammergut unternommen.
Text aktuell (welche Strecken werden inzwischen geflogen, Rekorde etc.)